Der Allherr über seine Schöpfung (Sargtexte)

Den geistesgeschichtlichen Hintergrund bildet die Literatur der Ersten Zwischenzeit (um 2140 - 2040 v. Chr.). Aus dem damaligen Zusammenbruch des Reiches erwuchsen die Fragen nach dem Sinn der Schöpfung und steigerten sich bis hin zu Vorwürfen an den Schöpfergott. In diesem Text (ca. 1900 v. Chr.) folgen die Antworten, daß die Schöpfung gut und richtig ist und der Text verweist auf die vier Grundlagen menschlicher Existenz hin: Lebensatem, Nahrungsfülle, Chanchengleichheit und die Mächte des Totenreiches.

Es spricht der mit geheimnisvollem Namen, der Allherr, zu denen, die das Wüten stillen
bei der Barkenausfahrt des Hofstaates:

“Ziehet hin in Frieden, denn ich wiederhole für euch die guten Taten,
die mein eigener Wille vollbracht hat
im Inneren der Schlange ‘Weltumringler’, um das Unrecht zum Schweigen zu bringen.

Ich habe viererlei Vollendetes getan im Inneren des Horizont-Tores.
Ich habe die vier Winde geschaffen, damit jedermann atmen kann in seinem Lebensraum.
Das ist eines davon.

Ich habe die große Flut geschaffen, damit der Arme wie der Reiche sich ihrer bemächtige.
Das ist eines davon.

Ich habe jedermann wie seinesgleichen geschaffen und nicht befohlen, daß sie Unrecht tun.
Es ist nur ihr Wille, der meinem Wort zuwiderhandelt.
Das ist eines davon.

Ich habe veranlaßt, daß ihre Herzen den Westen (Totenreich) nicht vergessen können,
damit den Gaugöttern Opfer dargebracht werden.
Das ist eines davon.

Ich habe die Götter aus meinem Schweiß entstehen lassen,
aber die Menschen aus den Tränen meines Auges.
Ich leuchte immer wieder auf (als Sonne), damit ich erblickt werde, Tag für Tag,
in dieser meiner Würde als Herr des Alls.

Ich habe die Nacht geschaffen für den ‘Müdherzigen’ (Osiris),
und ich will auf rechter Bahn in meinem Schiff dahinfahren.
Ich bin der Herr der Urflut beim Überqueren des Himmels,
nicht bin ich geschädigt an einem Glied von mir.
Hu und Heka fällen mir jenen Bösartigen, damit ich den Horizont wiedersehe
und ihn in Besitz nehme, daß ich den Schwachen mit dem Starken aussöhne
und Gleiches gegen die Sünder tue.

Mir gehört das Leben, denn ich bin sein Herr.
Nie wird das Zepter aus meiner Hand fortgenommen.
Denn ich habe Millionen von Jahren gemacht
zu etwas zwischen mir und jenem ‘Müdherzigen’, dem Sohn des Geb.
Danach werde ich mit ihm zusammen wohnen an einer einzigen Stelle.
Die Hügel werden zu Städten, die Städte werden zu Hügeln werden,
ein Haus wird das andere zerstören.”

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