Aus den Liedern des Papyrus Harris 500

Dadurch die Lieder nicht so gut erhalten sind, werden einige ausgelassen. In Lied 5 wird die Götterdreiheit von Memphis angesprochen, Ptah, Sachmet und Nefertem.

1

Bin ich nicht hier bei dir, und dein Sinn steht danach, schon zu gehen?
Willst du mich nicht umarmen?
 ... das Vergnügen, wenn du danach strebst, mein Schenkel zu liebkosen ...

Willst du gehen, weil du ans Essen denkst? Bist du denn ein Mann des Bauches,
oder denkst du, dich anzuziehen? Dann habe ich ein Leintuch für dich!

Oder willst du gehen weil du hungrig bist - dann nimm dir meine Brüste,
die für dich überfließen! Besser ist ein Tag im Arme des Geliebten
als hunderttausend auf dem Felde!

3

Die Pflanzen des Sumpflandes sind betörend: Der Mund der Geliebten ist wie ein Lotos,
ihre Brüste sind Liebesäpfel, ihre Arme sind feste Ranken.

Ihre Stirn ist eine Vogelfalle, und ich bin die Wildgans!
Meine Augen nehmen ihre Haare als Köder in der schlagbereiten Falle.

4

Mein Herz ist noch nicht gestillt von deiner Liebe, du mein kleiner Wolfsjunge!
Rauschgetrank ist ja dein Liebesakt, und ich will ihn nicht lassen,
bis Schläge mich davontreiben, daß ich die Zeit im Sumpf verbringe -
zum Syrerland mit Knüppeln und Keulen, zum Negerland mit Palmruten,
zum Hochland mit Stöcken und zum Tiefland mit Prügeln -
aber ich will ihre Ratschläge nicht hören, den zu lassen, den ich begehre!

5

Ich fahre nach Norden mit der Strömung, die Ruder tauchen im Takt;
mein Bündel geschultert, strebe ich nach Memphis.
Ich will Ptah, dem Herrn der Gerechtigkeit, sagen: “Gib mir meine Geliebte heute nacht!”
Der Fluß, er ist Wein, Ptah ist sein Schilf und Sachmet sein Lotosblatt;
Jadit ist seine Knospe und Nefertem seine Blüte.

“Die Goldene” ist voller Freude, hell wird die Erde durch ihre Schönheit.
Memphis ist eine Schale mit Liebesäpfeln, hingestellt vor den “Schöngesichtigen” (Ptah).

6

Ich will mich drinnen hinlegen und will mich krank stellen.
Dann kommen meine Nachbarn, nach mir zu schauen, und die Geliebte wird mit ihnen sein.
Sie wird die Doktoren entbehrlich machen, denn sie kennt meine Krankheit.

7

Das Landhaus der Geliebten - der Eingang ist in der Mitte ihres Hauses,
und die Türflügel sind offen, der Riegel herausgezogen: die Geliebte ist zornig.

Ach würde ich zum Pförtner eingesetzt, dann machte ich ihr Ärger
und hörte ihre Stimme, wenn sie zürnt - wie ein ängstliches Kind vor ihrem Zorn!

10

Der Schrei der Wildgans tönt laut, wenn sie gefangen ist.
Deine Liebe hält mich zurück, so daß ich sie nicht befreien kann.

Ich will meine Netze greifen, doch was soll ich der Mutter sagen,
zu der ich alle Tage gehe, mit Vögeln beladen?
Heut’ stelle ich keine Fallen auf, denn deine Liebe hält mich gefangen.

17

Mein Herz ist dir zugeneigt, ich will dir tun, was es möchte,
wenn ich in deinen Armen liege.

Mein Wunsch ist’s, der mein Auge schminkt, dich zu sehen, macht meine Augen hell.
Ich schmiege mich an dich, um deine Liebe zu spüren, du großer Schatz meines Herzens!

Wie köstlich ist diese Stunde mit dir, möge die Stunde zur Ewigkeit werden!
Seit ich mit dir geschlafen habe, hast du mein Herz erhoben.

Ob in Leid oder Freude - verlaß mich nicht!

 

Zurück