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Hatschepsut
Hatschepsut war eine willensstarke Frau, was schon ihr Gemahl, Thutmosis II., früh erkannte. Aus diesem Grund bestimmte er seinen Sohn Thutmosis III. ausdrücklich zu seinem Nachfolger.
Dieser war aber zum Zeitpunkt seiner Krönung zum Pharao ein kleines Kind. Die Regentschaft übernahm seine Tante und Stiefmutter Hatschepsut . Während ihrer Regierungszeit mit
Thutmosis II. und während des ersten Regierungsjahres Thutmosis’ III. begnügte sie sich mit ihrer Position als “Große königliche Gemahlin” und war zufrieden, auf Reliefs hinter Thutmosis
III. stehend dargestellt zu werden. Sobald sie sich jedoch der Unterstützung hoher Beamter sicher sein konnte, begann sie die Position von Thutmosis III. zu untergraben. Sie legitimierte
ihre Macht indem sie verkündete, Amun persönlich sei ihr Vater, der ihre Mutter Ahmose besucht habe um sie, Hatschepsut, zu zeugen. Dies zielte auf den Nachweis ab, daß sie von
Amun mit der Absicht gezeugt wurde um als Königin zu herrschen. Sie ließ sich mit allen Zeichen der Königswürde darstellen und nahm den Titel des weiblichen Horus Wosretkau an
und nannte sich “König von Ober- und Unterägypten”. Schon bald begann sie mit dem Bau ihres Totentempels in Deir-el-Bahari. Unter der Aufsicht ihres Haushofmeisters und Architekten Senenmuts entstand der
einzigartige Terrassentempel Hatschepsuts in unmittelbarer Nähe des Totentempels Mentuhotep I.. Eine Besonderheit
des Tempels war seine Ausrichtung nach Osten, die genau parallel zum mächtigen Amun-Tempel bei Karnak auf dem
anderen Nilufer verlief. Senenmut war privilegierter Vertrauter Hatschepsuts, den die Königin in die allerhöchsten Staatsämer
katapultierte. Gerüchte behaupten, daß er seinen Aufstieg einer Liebesbeziehung zur Königin zu
verdanken hätte. In jedem Fall war er unter anderem Vorsteher des Amuntempels sowie Verwalter der Kornspeicher, Felder, Herden, Gärten und Webstühle des Amun. Die Verwaltung
des Landes lag ausschließlich in seinen Händen und nur der Hohepriester des Amun, Hapuseneb, konnte ihm in religiösen Dingen das Wasser reichen.
Während der Regierungszeit Hatschepsuts fanden zahlreiche Handelsexpeditionen statt, speziell die in das Land Punt (vermutlich dem heutigen Somalia) ist an den Wänden des
Totentempels abgebildet. Detailgenaue Darstellungen beschreiben Fauna und Flora dieser Reise. Hatschepsut starb um 1483 v. Chr. und es wird vermutet, daß Thutmosis III. an ihrem Tod
nicht ganz unschuldig war. In seinem Haß ließ er viele Denkmäler der Königin zerstören, zu lange mußte er auf den
Thron warten. Die größte Demütigung erfuhr Hatschepsut in dem Verschweigen ihres Namens in den Königslisten.
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Thutmosis III.
Erst nach dem Tode Hatschepsuts konnte Thutmosis III. sein Erbe und damit die Macht über Ober- und Unterägypten antreten. Senenmut, der persönliche Vertraute Hatschepsuts, war
bereits ein Jahr vorher verstorben und stand Thutmosis nicht länger im Wege. Auch sein Herrschaftsanspruch war königlicher Herkunft, denn zu seiner königlichen Abstammung war er
auch mit Prinzessin Neferure, der Tochter Hatschepsuts verheiratet. Kurz nach seiner Machtergreifung ließ er das Andenken an seine Stiefmutter von den meisten Denkmälern tilgen.
Besonders in ihrem Totentempel Deir-el-Bahari ließ er Reliefs ausmeißeln und zahlreiche Statuen zerstören. Die von Hatschepsut errichteten Obelisken im Tempel von Karnak ließ er
einmauern, um die Inschriften unzugänglich zu machen, was die Inschriften ausgezeichnet konservierte. Nach dem Tod der großen königlichen Gemahlin, Neferure, nahm er Hatschepsut
-Meritre zur Hauptfrau, die ihm den Thronfolger, Amenhotep II., gebar. Thutmosis war ein ausgezeichneter Feldherr was er bei seinen insgesamt 17 Feldzügen in den
Vorderen Orient ausreichend unter Beweis stellen konnte. Er hinterließ seinem Sohn, Amenhotep II. ein mächtiges und wohlgeordnetes Reich und dank der Beute seiner Feldzüge
gelangte Ägypten zu Wohlstand. Als Thutmosis III. gegen 1450 v. Chr. starb, überlebte ihn Hatschepsut-Meritre. Sein Grab liegt im Tal der Könige auf halber Höhe einer Felswand. Nach Versiegelung des
Grabes schlugen die Steinmetze die Treppe zum Eingang weg, was die Grabräuber jedoch nicht hinderte, das Grab auszuplündern und zu verwüsten.
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Amenhotep III.
Die Regierung Amenhotep III. brachte eine Zeit der Stabilität und wirtschaftlichen Blüte mit sich, wie sie die ägyptische Geschichte selten gesehen hat. Es waren kaum militärische
Unternehmungen notwendig, das Reich war gefestigt und die Grenzen waren sicher. Er besaß einen großen Harem in dem sich auch Prinzessinnen aus fremden Ländern befanden, die aus
Gründen der Staatsräson geheiratet wurden. Seine Hauptfrau, Teje, war jedoch
nicht von
königlichem Blut sondern war die Tochter eines Fürsten namens Juja und seiner Frau Tuja. Er heiratete sie bereits vor seiner Thronbesteigung und sie gebar ihm sechs oder mehr Kinder. Der älteste Sohn starb, bevor
er die Nachfolge antreten konnte und überließ den Thron dem jüngeren Bruder, Amenhotep IV., der sich später Echnaton nennen sollte.
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Echnaton
Mit Amenhotep IV., besser bekannt unter dem Namen Echnaton (Glanz des Aton), begann eine religiöse, geistige und politische Revolution. Er erklärte den Gott Aton
als alleinigen Gott und die traditionellen Götter Ägyptens zu falschen Göttern. Dies betraf vor allem die Priesterschaft des Gottes Amun, die sehr mächtig geworden war und zu starken
politischen Einfluß ausübte. Die Verehrung des Gottes Aton übernahm Echnaton von seinem Vater, Amenhotep III., der bereits als Sonnenkönig bekannt war. Es war auch eine
künstlerische Wende spürbar, da die Darstellungen nicht mehr dem einheitlichen Kunstkanon entsprachen sondern eine möglichst natürliche Darstellung der Personen und Dinge angestrebt
wurde. Einige wenige Restriktionen waren dennoch vorhanden, wie z.B. die etwas kleinere Darstellung der Königin Nofretete bei Reliefdarstellungen. Aber zurück zu dem Aton-Kult: Echnaton setzte den Aton
-Kult mit Gewalt durch und verbot unter der Verhängung strengster Strafen die Anbetung der alten Götter. Erst
erbaute er in unmittelbarer Nähe des Amun-Tempels in Karnak einen Aton-Tempel und ließ nach kurzer Zeit den Amun
-Tempel schließen und übernahm seine Einkünfte um das Nebeneinander der beiden Kulte zu verhindern. Trotzdem war
ihm die Nähe der Amun-Priester ein Dorn im Auge und er machte sich auf die Suche nach einem unberührten Stück
Land, das er seinem Gott Aton weihen konnte und fand etwa 150 km nördlich von Luxor eine Ebene, die er Achet-Aton
(“Horizont des Aton”) nannte und dort seine neue Hauptstadt gründete. Heute ist diese Stadt unter dem Namen Tell el
-Amarna bekannt und es sind von ihr nicht mehr als die Grundmauern übrig. Zur Zeit Echnatons mußte es sich jedoch
um eine prachtvolle und blühende Stadt gehandelt haben. Ihm zur Seite stand die schöne und kluge Nofretete. Sie war die einzige Königin, die bei Opferhandlungen
gleichberechtigt dem König zur Seite stand und Aton huldigte. Sie
unterstützte den König und saß an seiner Seite wenn er Würdenträger ehrte. Vermutlich starb Nofretete im 12. Regierungsjahr Echnatons und wurde im Königsgrab von Amarna beigesetzt. Noch
heute kann Nofretetes Schönheit im Ägyptischen Museum Berlin bewundert werden, denn dort befindet sich die von dem Bildhauer Thutmosis geschaffene Büste von unvergänglicher Schönheit.
Während Echnaton Hymnen zu Ehren Atons schrieb vernachlässigte er die Regierungsgeschäfte und unterschätzte die kriegerischen Absichten der Hethiter und der Syrer. Bittschriften der
Babylonier um militärische Unterstützung wanderten ungelesen in die Archive, so sehr nahm die Verehrung Atons Echnaton in Anspruch da er glaubte, nur durch ihn könne Aton sprechen. Echnaton
starb vermutlich im 16. Regierungsjahr und nach seiner Amtszeit wurde er als Ketzerkönig verfemt und aus sämtlichen Königslisten gestrichen. Um die Ruhe in Ägypten wiederherzustellen wurden die
alten Götter wieder eingesetzt und Ägypten kehrte zu seiner vorherigen Ordnung zurück.
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Tutanchamun
Nach der Amarna-Periode und der kurzen Regentschaft von Semenchkare wurde Tutanchaton, der erste Name Tutanchamuns, zum Pharao gekrönt. Er wurde mit Echnatons Tochter
Anchesenpaaton verheiratet und kehrte bald nach seiner Einsetzung zur alten Religion zurück und änderte seinen Namen in Tutanchamun auch seine Gemahlin änderte ihren Namen in
Anchensenamun. Die Entscheidungen wurde jedoch nicht von diesem Kindkönig getroffen, sondern von seinen ‘Beratern’ im Hintergrund, Aja (oder Eje) und Haremhab. Tutanchamun war
9 Jahre als er zum Pharao gekrönt wurde und seine Regierungszeit währte ungefähr 9 Jahre. Obwohl er als Kriegsherr dargestellt wurde nahm er vermutlich nicht an den Schlachten gegen
Nubien oder Syrien teil. Die militärischen Erfolge wurden von seinem General Haremhab erkämpft. Der frühe Tod Tutanchamuns stellte seine Witwe Anchesenamun vor eine schwierige Situation. Aus dieser Situation
heraus traf sie eine ungewöhnliche Entscheidung. Sie schrieb an den hethitischen König Schuppiluliuma I. und erklärte
ihm, daß ihr Mann verstorben sei und sie keine Söhne hätte, die die Nachfolge antreten könnten. Um die Herrscherlinie
zu erhalten, bat sie den König ihr einen seiner Söhne zum Manne zu geben. Obwohl die ägyptischen Quellen darüber
schweigen, wurde in der ehemaligen hethitischen Hauptstadt Hattuscha, dem heutigen türkischen Bogazkale, eine Kopie
des Schreibens gefunden. Nachdem der König Erkundigungen eingezogen hatte, war er bereit den hethitischen Prinzen
Zannanza nach Ägypten zu entsenden. Dieser erreichte sein Zielt jedoch nie, denn er wurde offenbar bereits an der Grenze ermordet. Eine Tat, die General Haremhab ohne weiteres angelastet werden kann.
Das meiste Aufsehen erregte dieser, in der Geschichte eher unbedeutende Pharao, durch die Entdeckung
seines Grabes 1922 durch Howard Carter. Das Grab war nahezu unversehrt und enthielt großartige Schätze als Grabbeigaben. Dennoch ist der Fund seines Grabes nicht einfach zu
bewerten. Das Grab ist für einen König zu klein dimensioniert und es wird angenommen, daß es ursprünglich für den hohen Beamten Aja vorgesehen war. Auch
stammen einige der Grabbeigaben “von der Stange” und waren ursprünglich für andere Zwecke vorgesehen. Selbst die Sarkophagkoste stammte aus zweiter Hand. An ihr wurden nachträglich
umfangreiche Änderungen vorgenommen; Originaltexte wurden weggeschlagen und mit neuen Inschriften überschrieben
. Auch war zumindest einer der Holzschreine ursprünglich für Semenchkare vorgesehen, ebenso die viergoldenen
Miniatursärge für die königlichen Eingeweide. Hier und da läßt sich erkennen, daß ein älterer Name ausgehackt und mit Tutanchamuns Kartusche überschrieben wurde.
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Haremhab
Haremhabs Herkunft liegt vollständig im dunkeln. Sein militärisches Talent wurde bereits früh
erkannt und er diente bereits unter Amenhotep III. als Offizier, wurde Oberster Befehlshaber und Echnaton und wurde später königlicher Stellvertreter von Tutanchamun. Nach dem Tode
Tutanchamuns und seines Nachfolgers Aja sah Haremhab sah er endlich seine Chance auf den Thron und ernannte sich 1321 v. Chr. selbst zum König und bekräftigte den Anspruch durch die Heirat mit
der Hofdame Mutnodjme, einer Schwester Nofretetes. Sobald er Pharao war stellte er die ursprüngliche Ordnung wieder her und eröffnete die Tempel des Amun erneut und setzte die
Priesterschaft wieder ein. Um jedoch den Druck der Priesterschaft auf den König zu verringern, ernannte er nur Militärs zu Priestern, auf deren Loyalität er sich verlassen konnte. Während
seiner dreißigjährigen Herrschaft begnügte er sich mit der Absicherung nach innen, für auswährtige Beziehungen gibt
es kaum Hinweise, wenn man von einem Feldzug nach Kusch und einer Handelsexpedition nach Süden absieht.
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Sethos I.
Wie sein Vater Ramses I, dem er bald nachfolgte, hatte Sethos I. die Titel eines Wesirs und
Oberbefehlshabers der Armee innegehabt. Er nahm Tuja, die Tochter des Streitwagen-Offiziers Raja, zur Frau, die ihm drei Kinder gebar. Ein Sohn der früh verstarb, eine
Tochter namens Tija. Das dritte Kind, wieder ein Junge, wurde nach seinem Großvater benannt. Als Ramses II. sollte er als mächtigster Pharaon Ägyptens auf dem Thron regieren.
Sethos unternahm bereits im ersten Amtsjahr eine Militärexpedition nach Syrien und innerhalb von sechs Jahren mehrere Feldzüge von denen die Nord- und Ostfassade des Karnak-Tempels berichten. Vorbild bei den militärischen Interventionen war sein Vorgänger Thutmosis III. und er war fest entschlossen, an den Tatenruhm seiner Vorgänger anzuknüpfen. Ein weiteres
militärisches Glanzstück war die Eroberung der hethitischen Festung Kadesch, die er jedoch bald wieder an die Hethiter abtreten mußte.
Auch auf dem architektonischen und künstlerischen Sektor erlebte Ägypten und Sethos eine erneute Blütezeit. Er begann mit dem Bau der großen Säulenhalle im Tempel des Amun, die später von seinem Sohn Ramses
fertiggestellt wurde. Diese Halle, ein Wunderwerk antiker Architektur, nimmt eine Grundfläche von 102 mal
53 Metern ein. Sie wird von 134 monumentalen Pfeilern getragen; die inneren zwölf überragen knapp die äußeren Reihen mit ihren 23 Metern Höhe. Die einzige Beleuchtung war das durch
Steingitter in der Decke hereinfallende Sonnenlicht, welches die Strahlen des Sonnengottes Ra symbolisieren sollte. In Abydos, dem Kultzentrum des Totengottes Osiris entstand der
Totentempel Sethos, der von seinem Sohn Ramses II. fertiggestellt wurde, da Sethos während der Bauarbeiten verstarb. Ein besonderes interessantes Detail in diesem Tempel ist die
sogenannte “Ahnenhalle” oder “Galerie der Listen”. Hier ließ sich Sethos mit dem jungen Ramses vor den langen offiziellen Königslisten abbilden. Es fällt dabei auf, das die Könige der
gesamten Amarna-Periode nicht genannt werden. Die Kartuschenreihe springt von Amenhotep III. direkt zu Haremhab über.
Mitten in der abydenischen Wüste errichtete Sethos das Osireion, ein rätselhaftes Monument. Ursprünglich betrat
man es durch einen langen Tunnel, dessen Wände mit Szenen aus dem “Buch der Tore” bemalt waren. Dort wurde
Sethos Leichnam zusammen mit den Grabbeigaben aufbewahrt, bevor er zur Bestattung in das Tal der Könige überführt wurde.
Von allen Königsmumien ist diejenige des Sethos am besten erhalten. Sie wurde 1881 im königlichen Mumiendepot von Deir-el-Bahari gefunden.
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Ramses II.
Ramses II., der im Alter von 25 Jahren an die Macht kam, trägt seinen Beinamen “der Große” zu Recht. Während seiner 67-jährigen Regierungszeit ließ er so viele Tempel errichten, wie
noch kein Pharao zuvor und auch in militärischer Hinsicht war er äußerst erfolgreich und schloß den ersten Friedensvertrag der Geschichte.
Zu seinen beiden Hauptfrauen gehörten Nefertari und Isisnofret. Ramses
große Liebe war Nefertari, die bis zu ihrem Tod im 24. Regierungsjahr des Herrschers seine Große Königliche Gemahlin war. Sie war auch die Mutter seines erstgeborenen Sohns, Amenhirchopschef sowie mindestens drei
weitere Söhne und zwei Töchter. Isisnofret brachte einen Sohn Ramses zur Welt sowie zwei weitere wichtige Söhne, Chaemwaset und Merenptah. Chaemwaset sollte wegen seines Interesses für die Denkmäler der Vorzeit
und ihre Konservierung als erster Archäologe in die Geschichte eingehen. Merenptah wurde der spätere Thronfolger. Nach königlichem Brauch wählte Ramses weitere
Ehefrauen aus der allernächsten Verwandtschaft und auch einige hethitische Prinzessinnen sowie syrische und babylonische Königsfrauen zierten seinen Harem.
Die Beziehungen zu den Hethitern waren nicht wohlgesonnen und im Frühjahr des fünften Regierungsjahres mußte der König die Armee mobilisieren. Eine Streitmacht von 20.000 Soldaten, gegliedert in vier
Divisionen zu je 5.000 Mann, die jeweils nach den Göttern Amun, Ra, Ptah und Seth benannt waren, wurde aufgestellt.
Ramses folgte in dem Feldzug größtenteils der Route, die Thutmosis III. durch den Gaza-Streifen genommen hat und stand im Mai etwa 16 km vor Kadesch. Während des Marsches auf Kadesch wurden zwei feindliche Spione
gefangengenommen, nach deren Angaben das Heer der Hethiter über 150 km weiter nördlich stand. Dies sollte sich
jedoch als einen Hinterhalt herausstellen. In Wahrheit lagerte das hethitische Heer direkt hinter der Festung Kadesch
im Hinterhalt. Der hethitische König Muwatalli ging mit seinem beeindruckenden Heer von zwei Abteilungen zu je 18
.000 bzw. 19.000 Mann dazu 250 Kampfwagen direkt zum Angriff auf die Division Ra über. Das ägyptische Heer
sowie das Lager wurden überrollt und nur die getrennt marschierende Hofgarde konnte Ramses vor einer Niederlage
retten. Muwatalli zog sich zurück und Ramses hielt während der Nacht das Schlachtfeld besetzt. Anderntags griffen
die inzwischen wieder vereinten ägyptischen Streitkräfte an, doch das Ergebnis war ein Patt. Ramses erinnerte sich
wohl daran, daß sein Vater Sethos Kadesch nicht halten konnte und unterbreitete Muwatalli ein Friedensangebot.
Wieder in der Heimat wurden bombastische Bericht über die Schlacht von Kadesch verkündet, denen zufolge Ramses
allein unter dem Schutz Amuns den Sieg herbeigeführt habe. Entsprechende Darstellungen finden sich auf den Tempelwänden von Abu Simbel, des Ramesseums sowie in den Tempen von Karnak und Luxor.
Ramses überzog das ganze Land mit seinen Bauten, darunter die weiteren Baumaßnahmen an den Tempelanlagen von Karnak und Luxor, die Vollendung des Totentempels seines Vaters Sethos sowie sein Totentempel, das Ramesseum, auf dem Westufer bei Theben. Seine größte architektonische Leistung waren die Tempel von Abu Simbel, die er in den
Fels hauen ließ. Mit dem Großen Tempel setzte sich Ramses selbst ein unvergleichliches Denkmal. Der Eingang wird von
vier kolossalen 18 Meter hohen Sitzstatuen des Königs flankiert und wirkt schlechthin überwältigend. In seinem
Inneren ließ sich Ramses in 8 Statuen als Osiris abbilden, an den Wänden finden sich Szenen der Schlacht von Kadesch. In dem Heiligtum, dem Naos, sind vier Sitzstatuen abgebildet, Ptah, Amun, Ramses und Harmakhis. Es ist
schon ein Meisterstück antiker Baukunst, daß zweimal im Jahr zur Tag- und Nachtgleiche, jeweils am 22. Februar und
am 22. Oktober, die Strahlen der aufgehenden Sonne direkt in den Eingang fallen und drei der in 60 Meter Tiefe
befindlichen Götter anstrahlen. Der Gott Ptah bleibt als Gott der Unterwelt im Verborgenen. Der kleineren Tempel der Nefertari war seiner Lieblingsfrau und der Göttin Hathor geweiht. Einzigartig ist, das die Königliche Gemahlin in
gleicher Größe wie der König dargestellt wurde. Vermutlich kam Nefertari zur Einweihung der beiden Tempel im 24. Amtsjahr des Königs selbst nach Abu Simbel und starb im darauffolgenden Jahr.
Ein weiteres architektonisches Ereignis war die Gründung der Hauptstadt Pi-Ramesse im östlichen Nildelta in der
Nähe des heutigen Quantir. Es wurde gegründet auf den Grundmauern der ehemaligen Stadt Auaris, der ehemaligen Hauptstadt der Hyksos, der Fremdherrscher während der 15. Dynastie. Für die Bauarbeiten wurden möglicherweise
Hebräer als Arbeitskräfte geholt, denn von hier ging wohl 1263/62 v. Chr. im siebzehnten Amtsjahr des Ramses, der
Exodus aus. Aus ägyptischen Quellen ist darüber kaum etwas bekannt, der einzige bekannt Hinweis auf Israel findet
sich unter Ramses Nachfolger Merenptah. Leider ist von dem damaligen Glanz dieser Hauptstadt kaum mehr etwas übrig.
Im 67. Amtsjahr wurde Ramses II., mit vermutlich 92 Jahren zu den Göttern berufen. Seine Mumie befand sich in
dem Mumiendepot von Deir-el-Bahari und wurde 1881 entdeckt. 1976 wurde der Leichnam nach Paris gebracht und dort mit gebührendem Zeremoniell empfangen. Danach folgten umfangreiche Konservierungsmaßnahmen nach dem
neuesten Stand der Technik. Heute ruht der König im Ägyptischen Museum in Kairo in der Abteilung der Königlichen Mumien. Sein ursprüngliches Grab im Tal der Könige ist heute zerstört und unzugänglich.
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Merenptah
Als 13. Sohn von Ramses II. war Merenptah wohl selbst schon hoch in der Sechzigern als der
die Nachfolge seines Vaters antrat. Seine rund zehnjährige Regierungszeit wird in drei ausführlichen Inschriften dokumentiert. Alle drei Quellen beziehen sich auf Militärkampagnen
und ergänzen sich gegenseitig. Der Frieden, der an den Reichsgrenzen sowie unter den Vasallen herrschte, war es bald vorbei. Ein Aufstand im Süden Syriens wurde bald niedergeschlagen.
Der Hethiterkönig mußte sich gegen nördliche Angreifer zur Wehr setzen und obendrein litt das Hethiterreich nach einer Mißernte unter einer Hungersnot. Merenptah sandte aufgrund
einer Aufforderung des Hethiterkönigs Weizen nach Hatti. Aber auch die Libyer gaben keine Ruhe und drangen ins Nildelta vor. Im fünften Regierungsjahr Merenptahs gingen sie zum
Angriff über und entfachten Aufstände in Nubien sowie in den westlichen Oasen. Dank des raschen Eingreifens
Merenptahs konnten die Libyer vernichtend geschlagen werden und auch die Nubier, die den Libyern zu Seite stehen wollten, wurden in einer kurzen Schlacht geschlagen.
Merenptahs Mumie wurde zuerst weder in seinem Grab noch in dem Mumiendepot von Deir-el-Bahari gefunden sondern
erst etwas später, nach der Entdeckung des Grabes von Amenhotep II. Damit wurde die Theorie von Bibelforschern zu Fall gebracht, Merenptah sei der Pharao des Exodus und im Roten Meer untergegangen.
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Ramses III.
Ramses III. war der letzte große Pharao auf dem ägyptischen Thron. Während seiner ersten vier
Amtsjahre verlief alles ruhig und er bemühte sich, seine Position zu festigen und die Stabilisierung des Reiches fortzuführen. Nubien war unterworfen und war eine mehr oder weniger unterjochte
Kolonie. Erst im fünften Amtsjahr versuchten die Libyer das Delta zu überfallen, aber waren dem ägyptischen Heer nicht gewachsen. Wer nicht in der Schlacht fiel, geriet in ägyptische
Gefangenschaft. Damit hatte der Pharao ein Exempel statuiert und für eine Zeitlang kehrte Ruhe an den Grenzen ein. Im achten Amtsjahr verursachten mehrere Mißernten und der Versuch der Nomadenvölker, Fuß zu
fassen, einen weiteren Aufruhr im Mittleren Osten. Der Papyrus Harris berichtet folgendermaßen: “Die Fremdländischen verschworen sich auf ihren Inseln, die Völker wurden im Gefecht auf einen Schlag zerstreut und
vertrieben, und kein Land konnte ihrer Waffengewalt trotzen.” Dies bedeutete, daß bedingt durch eine Massenflucht
von bewaffneten Nomadenvölkern das Reich der Hethiter von einem Bündnis von Inselstämmen, der “Allianz der
Seevölker”, hinweggefegt wurde. Die Seevölker wollten sich jedoch mit Gewalt nach Ägypten durchschlagen und dort
niederlassen. Ramses wußte, daß nur ein rascher Gegenschlag die Angreifer aufhalten würde. Eine Schlacht an der
syrischen Grenze konnte die Invasion auf dem Landweg zwar abwenden, aber die Armada der Seevölker gelangte eines
östlichen Seitearms des Nildeltas und somit konnten die Ägypter dem Feind praktisch eine Landschlacht liefern.
Gleichzeitig von den Ufern und von Deck der Schiffe schossen Bogenschützen Pfeile gegen die Gegner ab. Ramses
konnte mit dem Beistand Amuns siegreich heimkehren. Diese Seeschlacht schmückt auch die Wände seines gut
erhaltenen Totentempels in Medinet Habu. Es ist nicht überliefert, ob Ramses die Schlacht gegen die Seevölker
fortsetzte oder nicht. Es gab insgesamt noch einen Feldzug gegen die Libyer, weitere Feldzüge gegen die Nordvölker
bzw. gegen Nubien werden im Totentempel von Medinet Habu erwähnt, sind aber historisch nicht verbürgt.
Ein bemerkenswerter Papyrus aus der Regierungszeit Ramses’ berichtet von einem Verfahren gegen eine Gruppe von
Verschwörern, die einen Anschlag auf den König plante. Die Hauptangeklagte war Tiji, eine Nebenfrau, die ihren Sohn
Pentewere als Thronfolger einsetzen wollte. Zum Glück kamen diese Umtriebe rechtzeitig ans Licht und die
Verschwörer wurden verhaftet. Ungewöhnlich ist, daß eine Kommission mit allen Rechten eingesetzt wurde, auch dem
Recht, die Todesstrafe auszusprechen, was normalerweise nur dem Pharao vorbehalten war. Dies bedeutet, daß Ramses
noch vor Ende der Verhandlungen verstarb, wenn auch nicht notwendigerweise infolge des Attentats. Sein Grab
erlangte Bekanntheit durch die weltlichen Szenen, die darin abgebildet waren, unter anderem zwei blinde Harfner. In
der Wissenschaft ist meist vom “Harfnergrab” oder vom “Bruce-Grab” die Rede, nach Jack Bruce, dem Entdecker 1769.
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