Lehren für das Leben

Der weise Ptahhotep Ein Preis des Schöpfergottes

Der weise Ptahhotep

    Die älteste vollständig erhaltene ägyptische "Weisheitslehre" entstand gegen Ende des Alten Reiches (um 2200 v. Chr.) und wurde einem Wesir Ptahhotep in den Mund gelegt, der unter Asosi, dem letzten Herrscher der 5. Dynastie amtiert haben soll. Es handelt sich dabei um 37 Maximen in denen für jeweils einen konkreten Fall Verhaltensmuster angegeben werden, die im Einklang mit der Weltordnung Maat stehen.

    Die hier angegebenen Maximen stellen nur einen kurzen Auszug dar.

    Ptahhotep, Bürgermeister und Wesir unter seiner Majestät Asosi, hat Lehren verfasst und bittet nur seinen Herrscher Asosi ihm einen Schüler zur Seite zu stellen, dem er seine Lehren übermitteln kann, da er selbst an Altersschwäche leidet. Er beklagt, dass seine Kraft dahinschwindet, die Knochen alt und müde sind, die Ohren taub, die Augen schwach und der Mund schweigsam. Ein Schüler soll an seinen Platz treten, dass er ihm die Worte der Hörenden und die Gedanken der Vorfahren übermitteln könne.

    Da sprach die Majestät: "So belehre ihn denn über die früheren Sitten, und möge er ein Vorbild sein für die Kinder der Beamten! Möge Gehorsam in ihn eintreten und jegliche Verständigkeit, denn niemand ist weise von Geburt an."

    I

    Sei nicht eingebildet auf den Wissen, sondern unterhalte dich mit dem Unwissenden wie mit dem Wissenden. Nie erreicht man die Grenze der Kunst, und es gibt keinen Künstler, dem Vollkommenheit eignet. Die Redekunst ist verborgener als ein kostbarer Stein, aber man kann sie bei den Dienerinnen über dem Mahlstein finden.

    III

    Wenn du einen Mann im öffentlichen Disput triffst, einen deinesgleichen, der dir gleichgestellt ist, lass ihn deine Überlegenheit durch Schweigen spüren, wenn er schlechte Reden führt. Dann ist sein Tadel bei den Zuhörern groß, dein Name aber ist angesehen bei den Beamten des Hofes.

    VI

    Unterdrücke die Menschen nicht, denn Gott straft mit Gleichem. Sagt ein Mann 'ich werde davon leben', so hat er kein Brot wegen dieses Ausspruchs. Sagt ein Mann 'ich werde reich sein', pflegt er zu meinen 'ich werde es erreichen durch meine Fähigkeit'. Sagt ein Mann, er werde einen anderen berauben, erreicht er genau das, was er dem Fremden antun wollte. Nie tritt das ein, was die Menschen sich ausdenken, sondern was Gott befiehlt, das geschieht. Trachte danach, in Zufriedenheit zu leben – nur das, was die Götter selber bewirken, tritt ein.

    VIII

    Wenn du ein Vertrauensmann bist, den ein Mächtiger zu einem anderen schickt, dann sei völlig zuverlässig, wenn er dich sendet, führe seinen Auftrag so aus, wie er ihn aufgetragen hat. Hüte dich, mit Worten Schlimmes auszurichten, so dass sie einen Mächtigen bei einem anderen verleumden! Halte dich an die Wahrheit, aber übertreibe sie nicht; man berichtet Herzensergüsse nicht weiter. Rede keinen Klatsch über irgend jemand, hoch oder gering – das ist dem Ka ein Greuel!

    XI

    Folge deinem Herzen, solange du lebst, und tue nicht mehr, als notwendig ist. Vermindere nicht die Zeit, in der du deinem Wunsche folgst, denn Abscheu für den Ka ist es, seine Zeit zu schmälern. Verliere nicht täglich Zeit über das Bestellen deines Haushaltes hinaus. Auch der Besitz dessen wächst, der seinem Wunsche folgt, vollkommenen Wohlstand gibt es nicht, wenn er ihn ablehnt.

    XXI

    Wenn du wohlhabend bist, einen Hausstand gegründet hast und deine Frau recht liebst, dann fülle ihren Leib und kleide ihren Rücken – Salböl ist das Heilmittel für ihre Glieder. Erfreue ihr Herz, solange du lebst, denn ein fruchtbarer Acker ist sie für ihren Herrn. Streite nicht mit ihr vor Gericht, und halte sie fern davon, Macht zu haben. Ihr Auge ist ihr Sturmwind, wenn sie blickt, so ist sie beständig in deinem Hausstand.

    .....

    XXIII

    Du sollst keine Verleumdung weitergeben und sollst sie auch nicht anhören, denn sie entspringt dem "Hitzigen". Gib nur weiter, was du gesehen, nicht was du gehört hast. Wenn es unbeachtet blieb, rede auch nicht darüber – nur was dir vor Augen liegt, ist wissenswert.

    .....

    Verleumdung ist wie ein böser Traum, gegen den man das Gesicht verhüllt.

    XXXIV

    Sei freundlich, solange du lebst. Was aus dem Speicher gegangen ist, kehrt nicht zurück, die Nahrung, die ausgeteilt wird, ist begehrt. Der mit leerem Magen wird Ankläger, der Benachteiligte zum Widersacher – mache ihn nicht zum Vertrauten! Die Güte eines Mannes bleibt als Erinnerung für die Jahre im Ruhestand.

    Schlussrede

    Wenn du auf das hörst, was ich dir gesagt habe, dann wird dein ganzes Verhalten dem der Vorgänger entsprechen. Die Beispiele ihrer Redlichkeit, sie sind herrlich, und die Erinnerung an sie lebt fort im Munde der Menschen, weil ihre Sprüche so vortrefflich sind; jedes Wort wird bewahrt, es geht keines zugrunde in diesem Land.

    .....

Der weise Ptahhotep Ein Preis des Schöpfergottes

Ein Preis des Schöpfergottes - (aus der Lehre für Merikare)

    Die Lehre wird einem König Cheti aus der 10. Dynastie zugeschrieben und richtet sich an seinen Sohn und Nachfolger Merikare. Sie enthält viele politische Ratschläge und ist neben der Lehre von Amenemhat I. die einzige königliche Lehre, die wir kennen. Der Hymnus preist die Fürsorge des verborgenen Gottes für die Menschen und sein Schöpfungswerk.

    Wohlversorgt sind die Menschen, das Vieh Gottes: Ihretwegen hat er Himmel und Erde geschaffen und das gierige Untier des Wassers vertrieben. Er schuf die Luft, damit ihre Nasen leben, denn seine Abbilder sind sie, aus seinem Leibe gekommen.

    Ihrewegen erstrahlt er am Himmel und schuf für sie Pflanzen und Vieh, Vögel und Fische, um sie zu nähren. Er hat seine Feinde getötet und seine eigenen Kinder bestraft, als sie Aufruhr planten.

    Ihretwegen erschuf er das Licht und fährt am Himmel, um sie zu sehen. Er baut sich einen Schrein hinter ihnen und wenn sie weinen, hört er auf sie.

    Geborene Herrscher hat er für sie gebildet – Machthaber, um den Rücken des Schwachen zu stärken. Zauber schuf er für sie als Waffen, um den Schlag des Unheils fernzuhalten, über sie wachend des Nachts wie am Tage.

    Die Unwürdigen unter ihnen hat er getötet, wie ein Mann seinen Sohn züchtigt, dessen Bruder zuliebe. Gott kennt jeden mit Namen.

Der weise Ptahhotep Ein Preis des Schöpfergottes

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