Schrift und Sprache
In dem pharaonischen Ägypten herrschte der Glaube, die Schrift von dem Gott der Weisheit und des Wissens, Thot, die Schrift erlernt zu haben. Bereits im vierten Jahrtausend v. Chr. entwickelten sich
die ursprünglichen Bildzeichen zu Hieroglyphen. Die Schrift besteht einerseits aus Lautzeichen und andererseits aus Symbolen, die nicht nur ein Zeichen symbolisierten sondern einen Begriff. So entstand im Laufe der
Zeit eine Schrift, die viele Jahrtausende überdauern sollte und die die Griechen im Jahr 210 v. Chr. “Hieroglyphen”, das heißt “heilige Zeichen” nennen sollten. Diese Bezeichnung erinnert
noch nach Jahrtausenden an den heiligen Ursprung der sehr hoch entwickelten ägyptischen Schrift .

In der ersten Jahrhunderten wurden die Hieroglyphen in Stein geschlagen und
bemalt. Später wurden sie in
roter und schwarzer Tinte auf endlose Papyrusrollen gezeichnet und blieben nahezu dreitausend Jahre unverändert. Das Schreiben auf Papyrus wurde jedoch zwangsläufig
immer schneller und damit in der Darstellung kürzer, um komplizierte Sachverhalte wiederzugeben. Daher werden auf Wänden oder Papyrus gezeichnete Inschriften als “hieratische Schrift”
bezeichnet. In den letzten Jahrhunderten des Alten Ägypten entwicklte sich eine noch schnellere Schrift, die auch durch ihre
abweichenden Zeichen wie eine Kurzschrift der Hieroglyphen und des
Hieratischen erscheint und die “Demotisch”, d.h. “Volksschrift” genannt wird. Jedoch mit dem Aufkommen des Christentums werden bereits im
ersten Jahrhundert n. Chr. die “heidnischen Schreibzeichen” durch das griechische Alphabet ersetzt. Schon bald gerät die Bedeutung der Hieroglyphen in Vergessenheit und werden als magische oder gar
dämonisch Zeichen ohne Sinngehalt verstanden. Erst im Jahr 1822 gelingt es Jean Francois Champollion die Zeichen zu entziffern. Als Grundlage dient der bedeutungsvolle Fund des “Stein von Rosette”, der einen Priestererlaß des Pharao Ptolemaios enthält. Glücklicherweise wurde
dieser Erlaß in drei verschiedenen Schriften abgefaßt, in Hieroglyphen, in demotisch und in griechisch. Champollion findet den Schlüssel zur Entzifferung der Hieroglyphen
und gewährt damit den Zugang zu einer der ältesten Hochkulturen dieser Erde.
Die Sprache
Unter den ägyptischen Hieroglyphen gibt es kein einziges Zeichen, das einen Vokal bedeutet. Es ist, ähnlich wie die arabische und hebräische Schrift, eine reine Konsonantenschrift. Die alten
Ägypter wußten, an welchen Stellen sie Konsonanten einsetzen mußten. Um nun diese Konsonantenschrift einigermaßen aussprechen zu können, bedienen sich die Ägyptologen eines
Tricks. Sie fügen zwischen den Konsonanten einfach ein “e” ein. So wird z.B. das Wort “snb” (Gesundheit) als seneb ausgesprochen. Zudem ist man übereingekommen, bestimmte Konsonanten, die
Vokalen nahestehen, als a, i und u auszusprechen. Die so zustande gekommene Aussprache ist sehr künstlich, aber es gibt keine andere Möglichkeit, da uns die Aussprache in keiner Form überliefert
ist. Bei den Pharaonennamen haben sich andere Aussprachen eingebürgert. So wird nach der ägyptologischen Konvention auszusprechende Pharao Imenhetep als Amenhotep ausgesprochen.
Die Hieroglyphen
Die Hieroglyphen bestehen aus Bild- und Lautzeichen. Eine strikte Grammatik, wie wir sie kennen,
gibt es nicht, denn in erster Linie war das Aussehen des Geschriebenen von Bedeutung. Es ist auch keine reine Bilderschrift, bei der Bild und Sinn immer übereinstimmen, sondern die Zeichen können
zum einen Bilder sein, zum anderen aber auch reine Lautzeichen. Zum Beispiel bezeichnet die Hieroglyphe
im allgemeinen den Buchstaben “R”, in Verbindung jedoch mit einem
Determinativstrich bedeutet es “Mund”
. Die Hieroglyphen werden in Kategorien (Hieroglyphenliste) unterteilt, die auf der Auflistung von Sir Alan Gardiner beruhen. Es gibt
Kategorien wie z.B. Pflanzen und Tiere, Amphibien und Reptilien, Himmel, Erde und Wasser und noch vieles mehr. Es wird auch in Kategorien bezüglich der Konsonanten unterschieden. Es gibt Einkonsonant-Zeichen, Zweikonsonant-Zeichen und Dreikonsonant-Zeichen, dann gibt es noch Ideogramme (Sinnzeichen) und Determinative (Deutzeichen). Obwohl des die Ägypter es einfacher
gehabt hätten nur mit den Einkonsonantzeichen zu schreiben, gibt es sehr wichtige Gründe, warum sie dies nicht taten. Zum einen galt die Schrift als Geschenk der Götter und jede Änderung in der
Schrift hätte ein Sakrileg und einen unersetzlichen Verlust bedeutet, zum anderen wäre die Verbindung zu den alten Texten gänzlich verloren gegangen.
Um nun die Aussprache und Schreibweise auf unser Alphabet umzusetzen, wird eine Umschrift
oder Transkription benötigt. Es gibt zwar Konventionen, diese sind jedoch international nicht einheitlich. Mit dieser Transkription soll nicht nur die Schreibweise sondern auch die Aussprache
der Wörter verdeutlicht werden.
Gelesen wird von der Richtung in die Menschen und Tiere blicken. Sind z.B. die Gesichter nach
rechts gewendet, dann wird von rechts nach links gelesen. Sind die Gesichter nach links gewendet, dann wird von links nach rechts gelesen. Befindet sich die Schrift um einen Türrahmen oder
ähnliches, dann wird die Schrift symetrisch um diesen Rahmen, von der Mitte ausgehend, angeordnet.
Einführung in das Schriftsystem
Hieroglyphenliste Einkonsonant-Zeichen Zweikonsonant-Zeichen Dreikonsonant-Zeichen Ideogramme Determinative
... und hier geht es zu den Übungen ...
Auf den folgenden Seiten sind die Hieroglyphen ein Stück weit erklärt. Als weitere Literatur
empfehle ich “Hieroglyphen ohne Geheimnis” von Karl-Theodor Zauzich und “Mittelägyptische Grundgrammatik” von Boyo Ockinga.
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